Als das Leistungspotential der Brigadelokomotiven nicht mehr ausreichte, wurde 1917 mit der Entwicklung einer 90PS starken, fünffach gekuppelten
Brigadelok begonnen. Orenstein&Koppel (8285/1917, HF-Nr. 2085), Borsig (10235/1918, HF-Nr. 2086), BMAG (6744/1918, HF-Nr. 2087) und Maffei (4983/1918, HF-Nr. 2088)
lieferten Musterloks, von denen die O&K bis heute "überlebt" hat (siehe Tabelle).
Erst nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde 1919 der Großteil der bei Orenstein&Koppel und BMAG bestellten Lokomotiven ausgeliefert. Somit bestand nach Ende des Krieges ein
großes Überangebot an 600mm Feldbahnlokomotiven, dass einen Absatz der Loks schwierig machte. Die 34 von Orenstein&Koppel und 36 von der Berliner Maschinenbau AG gefertigten
Lokomotiven wurden entweder als Reparationsleistungen nach Polen abgegeben oder nach und nach an in- und ausländische Interessenten verkauft. Von 1934 bis 1945 waren auch bei der
Mecklenburg-Pommersche Schmalspurbahn (MPSB) zwei zu Schlepptenderloks umgebaute O&K-Loks im Einsatz.
Das folgende Bild zeigt die O&K 8718/1918. Für die von Orenstein&Koppel gelieferten Loks waren vor allem der Außenrahmen und die Luttermöller Endachsen charakteristisch.
Bei den Luttermöller Endachsen erfolgte die Kraftübertragung nicht über Kuppelstangen, sondern über Zahnräder.

Hier zum direkten Vergleich ein Werkfoto der BMAG 6744/1918. Charakteristisch für die BMAG Loks sind der Innenrahmen und der unter dem Kessel
liegende genietete Wasserkasten auf dem die HF-Nummer angebracht war.
Von den Originallieferungen existieren noch die folgende
Lokomotiven:
Hersteller,
Fab.-Nr.
|
HF-Nr.
|
Verbleib
|
Bezeichnung |
Zustand |
O&K 8285/1917
|
2085
|
CFCD, Museumsbahn Froissy - Dompierre, Frankreich
|
ex TP 5.3 |
abgestellt |
O&K 8724/1918 |
2649 |
Azucarera San Martin de Tabacal,
Argentinien |
SMT T914 |
abgestellt |
BMAG 6808/1919
|
2655
|
Eisenbahnmuseum Chabówka, Polen
|
Tw 1-591 |
abgestellt |
O&K 8748/1919 |
2861 |
Zuckerfabrik La
Mendieta, Argentinien |
Nr. 5 |
abgestellt |
En2t-Nachbauten
Auf Basis der O&K
Luttermöller Lokomotive kam es zu Nachbauten und Weiterentwicklungen sowohl durch Orenstein&Koppel als auch durch den japanischen Lokomotivhersteller Kawasaki.
Orenstein&Koppel
Nach Abschluss der En2t-Luttermöller-Lieferungen
an die deutsche Heeresfeldbahn bzw. den Eisenbahn-Ersatzpark im Jahre 1919 kam es in den Folgejahren zu weiteren Lieferungen dieses Lokomotivtyps. Im Zeitraum von 1921 bis 1938
wurden insgesamt 41 Lokomotiven an Zuckerfabriken in Argentinien (10) oder die japanische Heeresfeldbahn (31) ausgeliefert.
Bei den 31 nach Japan und drei nach Argentinien ausgelieferten Lokomotiven handelte
es sich um nur geringfügig modifizierte Nachbauten der Heeresfeldbahnversion. Teilweise wurde hierbei auf die auf Halde stehenden Lokomotiven der ehemaligen Heeresfeldbahn
zurückgegriffen, für die sich lange Zeit keine Käufer fanden. Die Lokomotiven wurden bei Orenstein&Koppel aufgearbeitet und unter neuer Fabriknummer ausgeliefert. Es muss
jedoch auch zu kompletten Neubauten gekommen sein.
Während die drei Argentinien-Loks dem Heeresfeldbahntyp entsprachen, wurde bei den
in zwei Serien 1921 und 1925 nach Japan ausgelieferten Lokomotiven der Kessel tiefergelegt und der hintere Sanddom vom Kesselscheitel auf die seitlichen Umläufe
gesetzt.
Heute existieren noch die folgenden Nachbauten:
Hersteller, FabNr |
Verbleib |
Bezeichnung |
Zustand |
O&K 9538/1921 |
Presse Eisenbahn Verlag, Tokyo, Japan |
E18 |
abgestellt |
O&K 11073/1925 |
Frankfurter Feldbahnmuseum |
Nr. 16 - E103 |
betriebsfähig |
O&K 11309/1927 |
Böhmetalbahn, Walsrode |
- |
abgestellt |
Bei den übrigen sieben nach Argentinien
ausgelieferten 600 mm-90PS-Luttermöller-Lokomotiven handelte es sich dagegen um Weiterentwicklungen, die nur noch geringe Ähnlichkeiten mit dem HF-Loktyp von 1917 aufwiesen. Die
Lokomotiven wurden als Halbtenderlokomotiven mit einem dreiachsigem Schlepptender gekuppelt und wiesen Unterschiede im Kessel und den Aufbauten auf. Anscheinend wurde bei der
Konstruktion auf zu dieser Zeit gängige Normteile für Kessel, Wasserkästen und Führerhaus zurückgegriffen. Vier dieser Lokomotiven wurden mittlerweile von einem Englischen
Lokhändler erworben und stehen zum Verkauf.
Kawasaki
Auch in Japan kam es 1929 zu einem Nachbau der
Orenstein&Koppel Konstruktion, jedoch wurde von Kawasaki auf die Verwendung der Luttermöller-Endachsen verzichtet. Um weiterhin eine gute Kurvengängigkeit zu gewährleisten,
wurde auf die bewährten Klien-Lindner Hohlachsen zurückgegriffen, so dass nun alle Achsen über Kuppelstangen miteinander verbunden werden konnten. Besonders auffällig sind hierbei
die großen Gegengewichtsmassen an den Kuppelzapfen.
Der als "K1" bezeichnete Loktyp wurde 1929 an die Technikabteilung des japanischen
Heeresministeriums ausgeliefert.
Kawasaki 1302/1929, Typ K1, Werkfoto
Kawasaki
In den Jahren 1942 bis 1944 kam es während des
Großostasiatischen Krieges zur Lieferung einer Serie von 47 Lokomotiven des Typs K2, einer Weiterentwicklung der K1, durch Kawasaki. Während die technischen Grunddaten
weitestgehend identisch mit der K1 blieben, wurden größere Veränderungen an der Optik der Lok vorgenommen, wahrscheinlich handelte es sich hierbei um eine Anpassung an gängige
Kawasaki-Lokomotivtypen.
Kawasaki 1942-1944, Typ K2, Werkfoto
Kawasaki
Kawasaki Fotos aus "90 Jahre Eisenbahnfahrzeugbau bei Kawasaki" aus dem Koyusha Verlag.
Folgender Kawasaki Nachbau hat bis heute überlebt:
Hersteller, FabNr. |
Verbleib |
Bezeichnung |
Zustand |
Kawasaki 2784/1943 |
Denkmal in Tsudanuma, Japan |
K2-134 |
abgestellt |
Vielen Dank an Yuji Kimura für die wertvollen Informationen zu den Kawasaki En2t-Nachbauten.