Die Lokfabrik Jung aus Jungenthal lieferte von 1915 bis 1918 insgesamt 123 Brigadelokomotiven aus; bis in die heutige Zeit hat davon vermutlich
nur Jung 2845/1918 - in stark umgebauten Zustand - in den USA überlebt.
Für diese Lokomotive war die HF-Nummer "2372" vorgesehen, aufgrund der späten Fertigstellung im Juli 1918 dürfte es jedoch zu keinem Kriegseinsatz mehr gekommen sein. In den
nachfolgenden Jahren gelangte die Lok zur Steinkohlenzeche "Sophia-Jacoba" nach Hückelhoven, bei der sie auf der Materialbahn als Lok "II" für den Transport von Abraum und
Schlacken eingesetzt wurde. Im März 1965 erfolgte dort die Ausmusterung und Abstellung der Lokomotive, zu einer Verschrottung kam es jedoch nicht.
Verantwortlich hierfür zeichnete sich in den 1960er- und 1970er-Jahren die Initiative eines Privatmanns aus Buchholz, der die bei deutschen Werkbahnen und der
Mecklenburg-Pommerschen Schmalspurbahn abgestellten Lokomotiven aufkaufte und per Annonce zum Verkauf anbot. Insgesamt dürften durch diese Aktion über 60 Dampflokomotiven vor
der Verschrottung gerettet und größtenteils in die USA verkauft worden sein.
Zu diesen Loks zählte auch die Jung 2845, die über die Hamburger Firma Freund an Elliot Donnelley in die USA verkauft werden konnte. Herr Donnelley plante die Errichtung
einer 600 mm Besucherbahn für den Brookfield Zoo in Chicago/Illinois. Nach Erwerb der Lok und eines B-Kupplers beauftragte er die Firma Sandley Light Railway Equipment Works aus
Wisconsin die Lokomotiven im US-Aussehen für die neue Bahn herzurichten. Nach anfänglichen Plänen die Grundsubstanz zu erhalten, entschied man sich für einen kompletten Neuaufbau
der Brigadelok als 1'Dn2-Consolidation-Schlepptenderlokomotive mit neuem leistungsfähigerem Kessel, Luftbremse und weiteren Verbesserungen. Diese Umbauten waren jedoch nie von
abschließendem Erfolg gekrönt. Aufgrund des großen überhängenden Stehkessels wurde die Lok sehr hecklastig und entgleisungsanfällig und auch der Einbau von Gegengewichten über der
vorderen Laufachse brachte keine nennenswerte Besserung.
Die Jung 2845 kam trotzdem ab August 1969 als Lok 1 auf der Besucherbahn des Zoos zum Einsatz. 1985 wurde die Besucherbahn aus Kostengründen stillgelegt und abgebaut,
der Fahrzeugpark in einer Halle des Cook Country Waldreservats geschützt hinterstellt.
Es dauerte 17 Jahre bis die Sammlung 2002 beim
Hesston Steam Museum in North West Indiana ein neues Zuhause fand. In
Hesston wurde ein zur Sammlung gehörender 1'B1'-Kuppler wieder in Betrieb genommen, die Jung 2845 steht bis auf weiteres in Hesston abgestellt und wartet auf ihre
Reaktivierung.
Quellen:
- "Die Brigadelokomotiven der Deutschen HFB in Ersten Weltkrieg", Krause/Krall/Gündling/Ziegenfuß
- "Back to Steam" von Mike Decker